Francis Cros - Hinrich Lühmann
Goethes Straßburger Dissertation und der Kampf gegen die Orthodoxie.
Eine Rekonstruktion der abgelehnten und verschollenen Doktorarbeit Goethes.
1971 ermöglichte es Elisabeth Genton, Professorin an der Universität von Nancy, ihrem jungen "wissenschaftlichen Nachwuchs", eine erste, von ihr inspirierte Forschungsarbeit zu veröffentlichen.
Francis Cros, ihr Assistent, untersuchte mit mir - damals Universitätslektor für Deutsche Sprache und Literatur in Nancy - Quellen im Umfeld der Promotion Goethes.
Goethes Doktorarbeit war von der Straßburger Universität abgelehnt worden; sie ist verschollen. Wir haben versucht, ihren Inhalt zu rekonstruieren.
Statt der Doktorarbeit reichte Goethe 56 Thesen ein, die er in einer öffentlichen Disputation erfolgreich verteidigte. Damit erwarb er den Titel eines Lizentiaten, der im Deutschen Reich dem Doktortitel gleichgesetzt wurde.
Aus heutiger Sicht kommt mir unser Beitrag recht naiv vor, er ist nicht immer handwerklich sauber - aber nach wie vor ist die darin entwickelte These hochinteressant.
Die Arbeit fand damals ein positives Echo; ich erinnere mich an eine lange, wohlwollende Rezension in der FAZ.
Das Buch enthält auch einen sehr lesenswerten Kommentar des Juristen Claude Collot. Es erschien 1971 in jenem Verlag, in dem 200 Jahre zuvor Goethe seine Thesen publiziert hatte.
Hier die bibliographischen Angaben für jene, die Kommentar und Quellen studieren wollen:
Goethes Straßburger Promotion. Zum 200. Jahrestage der Disputation am 6. August 1771. Urkunden und Kommentare. Hg. von Elisabeth Genton mit Beiträgen von Claude Collot, Francis Cros, Hinrich Lühmann.- Basel (Heitz) 1971.