2018 Kranzniederlegung am 27. Januar 2018
2018 Kranzniederlegung am 27. Januar 201[...]
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wenn wir uns so erinnern, dann geht es nicht um Kollektivschuld; es geht nicht darum, den Heutigen anzulasten, was die Generation ihrer Großeltern zu verantworten hat. Sondern: es geht um die furchtbare Erfahrung eines Versagens und seiner Folgen, ein Versagen, das in unser kollektives Gedächtnis nun einmal eingeschrieben, ein Teil unserer Geschichte ist – ein Versagen, aus dem nicht Schuld erwächst, sondern Verantwortung.
2017 Rede zum 8. Mai 2017
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Wir wurden ein Gemeinwesen, das – bei allem Versagen im Alltäglichen – im Kleinen wie im Großen sein Handeln nach Werten beurteilt und beurteilen lassen muss. In dem Maße, wie wir etwa unter dem Deckmantel und Vorwand einer angeblichen „Normalität“ die Hitlerzeit vergessen, ja, marginalisieren, den Weltkrieg landsermäßig heroisieren, sind diese Werte und ist diese große Aufgabe in Gefahr, werden wieder Mentalitäten und Denkweisen salonfähig, die wir 70 Jahre verpönt hatten. Und dies in einer Zeit, in der jene Not, die wir einst verursacht und dann selbst zu ertragen hatten, unser Land erreicht: Krieg, Vertreibung, Flucht.
2012 Rede zum 17. Juni 2012
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Wir sind es ihnen schuldig, dass wir das hoch achten, wofür sie eingetreten sind. Die Erinnerung an sie macht uns bewusst, dass Demokratie nicht selbstverständlich und dass sie ein höchstes Gut ist. Wir müssen achtsam mit ihr umgehen, müssen die demokratischen Institutionen wertschätzen, so sehr uns bisweilen die Alltagspolitik verdrießen mag. Wir ehren die Frauen und Männer des 17. Juni, indem wir das ehren und stärken, wofür sie gekämpft haben: unsere Demokratie.
2018 Rede zum 20. Juli 2018
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„Widerstand leisten“ das geht uns heute leicht von den Lippen, viel zu leicht, denke ich manchmal, wenn ich höre, gegen was und wen heute „Widerstand“ geleistet werden soll. Damals bedeutete „Widerstand“: Folter und Tod zu riskieren. Der Einsatz war das eigene Leben, schlimmer noch, auch das Leben seiner Liebsten, der Familien.
2017 Rede zum 13. August 2017
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1986: Es ist nachts gegen 1.20 Uhr, als sich Michael Bittner den Grenzanlagen nähert. Mit Hilfe einer Holzleiter hat er die Hinterlandmauer überwunden und dabei Alarm ausgelöst. Während er über den Kolonnenweg und den Kontrollstreifen rennt, entdecken ihn die Grenzposten. Er erreicht die letzte Grenzmauer, legt seine Leiter an. Als er die Mauerkrone greifen kann, nehmen ihn die Grenzposten unter Dauerfeuer. Er fällt, im Rücken getroffen, zu Boden; wenig später wird sein Tod festgestellt.
Und jetzt: welch brutaler Zynismus! Dem Regime war dieser Mord zu diesem Zeitpunkt nicht angenehm. Deshalb wurde er vertuscht. Die Familie wurde verhört und observiert, als sei Michael Bittner noch am Leben. ... Erst im April 1990 erfuhr seine Mutter die Wahrheit. Die Todesschützen, zur Tatzeit jünger als ihr Opfer, wurden 1997 zu Bewährungsstrafen verurteilt.
2017 Rede zum Volkstrauertag 2017
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Aber wir erleben heute, dass ein Denken des vorigen Jahrhunderts, das wir nach den schlimmen europäischen Erfahrungen in Europa überwunden glaubten, in zu vielen Ländern wieder die Tagespolitik lenkt. Ich meine den Irrglauben, dass die Bedeutung, die „Größe“ eines Landes und seiner Bewohner sich in der beherrschten Fläche ausdrückt; ich meine den Irrglauben, dass Verhandeln und Kompromiss-Suche Zeichen der Schwäche seien, dass Gewalt Fakten schaffen darf, dass notfalls Regeln nichts gelten.
Und ein Gespenst des finstersten Mittelalters erhebt sein Haupt: dass es erlaubt sei, im Namen eines Glaubens zu töten. Chauvinismus und Fanatismus sind die Pest der Menschheit.
2016 Eröffnung Ausstellung "Heimat-Los" Grußwort
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... weil Fremde von den bereits ansässigen Menschen in der Regel geradezu reflexhaft als Beunruhigung empfunden werden, als Verstörung, als Störung, als Gefahr. Um damit umgehen zu können, müssen wir ehrlich sein und uns bewusstmachen, dass von diesem Reflex der Beunruhigung durch Fremde kaum einer frei ist; ich jedenfalls bekenne: ich bin es nicht; ich glaube sogar, dass er uns angeboren ist.Deshalb: Nicht, ob wir diesen Reflex der Beunruhigung und Abwehr verspüren oder nicht, ist die Frage, sondern, wie wir damit umgehen.