Tempelhof, das dunkle Ziel.
Theodor Fontane: "Schach von Wuthenow"
Dies ist die mir wichtigste Arbeit. An Fontanes Erzählung "Schach von Wuthenow" habe ich eine psychoanalytische Lektüre versucht, in der der Text zum Sprechen gebracht wird. Dabei mache ich nicht die Voraussetzung, dass es eine "eigentliche" Geschichte hinter der erzählten gibt. Sondern ich behandle Ungereimtheiten, Versprecher, mitlaufenden Doppelsinn wie ähnliche Phänomene, wenn ein Analysant spricht. Daraus ergeben sich Einblicke in das Textgewebe, die das Erzählte erweitern, vertiefen. Besonders fruchtbare Motive sind Templer, Melusine, Phönix, Ruth ...
... "In
vielen Romanen Fontanes finden wir das Motiv der Mesalliance, der „unmöglichen“ Verbindung, die als Ehe nicht zu realisieren ist – zunächst zu lesen als Reflex auf die starre soziale Situation der
Zeit, in der Herz nicht zu Herzen finden konnte. Vielleicht aber auch zu lesen als die Unmöglichkeit oder Unnötigkeit von Bindung ohnehin, als Umseite der Junggesellenschaft, als Verleugnung der
Familie, als Respekt vor starken Frauen, die der Ehe nicht bedürfen. Wenn die Institution Familie so verworfen wird wie hier, stellt sich die Frage nach Generation – und sie, denke ich, ist der
Schlüssel für ein anderes Verständnis des Romans: das der ungleichen Beziehung, aus der heraus Frauen sich autonom bewahren und bewähren müssen und Männer, so scheint es, das Nachsehen haben."
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Luehmann 2000 Schach von Wuthenow.pdf
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