Hinrich Lühmann
Die Ökonomisierung der Schule
PISA hat erstens den Narzissmus der Deutschen schwer gekränkt: dem Volk der Dichter und Denker wurde eine miserable Schulleistung bescheinigt. Zweitens zeigte PISA, dass unsere Schulen nicht in der Lage sind, die Verbindung von sozialer Schicht und Schulerfolg aufzubrechen. Die Reaktion war eine fiebrige Reformitis mit sinnvollen, aber auch weniger sinnvollen Maßnahmen. Entscheidend war, dass die Reformen kostenneutral zu sein hatten - wie andere soziale Bereiche wurde deshalb auch das Schulwesen "ökonomisiert". Ich setzte mich damit in einem Artikel auseinander, der am 29. 10.2007 im Berliner "Tagesspiegel" veröffentlicht wurde und auf viel Zustimmung stieß.
"Humboldts Bildung, das war einmal: einst begegneten junge Menschen dem überlieferten
Wissen, sie setzten sich mit ihm auseinander; das forderte ihre geistigen und seelischen Kräfte, ihre Persönlichkeit entwickelte sich; sie wuchsen heran zu Erwachsenen, denen die Oberfläche der Dinge
nicht genügt, sie suchten Zusammenhänge, Strukturen, Ursachen, rerum causas. Wir Lehrer konnten erwarten, dass sie zu Weltbürgern wurden, die reflektiert und verantwortungsbewusst handeln. Vorbei und
abgeschafft! Humboldts Bildung zählt nicht mehr, heute zählen PISA–Punkte." ...
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