Hinrich Lühmann
Jutta Prasse zum Gedenken
Zu jenen, deren Arbeiten nicht ohne Freud und Lacan zu denken sind, gehörte die Berliner Psychoanalytikerin Jutta Prasse.
Sie starb 2004.
Ihre Reden und Aufsätze bedeuten mir sehr viel. Ich bekenne, dass ich vor allem bei ihr Neues, Frisches, Lebenswahres wahrgenommen habe. Sie ist es, von der ich am meisten gelernt habe. Das mag auch daran liegen, dass sie nie die Literaturwissenschaftlerin und Cineastin verleugnete - ihre Beiträge erhielten dadurch Farbe und Leben. Das unterscheidet sie von vielen klugen Ausarbeitungen schätzenswerter Kolleginnen und Kollegen, die, so nehme ich es wahr, im sicheren Kreis wiederkehrender Fragestellungen operieren, zu wenig Dilettant sind, zu selten fremde Felder beackern, nur wenig riskieren.
Jutta Prasses Werk ist ein Muster dessen, was Freud "Anwendungen der Psychoanalyse" genannt hat - hierin war sie eine Meisterin, weil sie das Literarische oder Filmische nicht als Material zur Demonstration psychoanalytischer Kenntnisse verstand, sondern als genuine Äußerungen des Unbewussten.
Jutta Prasses früher Tod bedeutete nach und nach das Ende meiner Zusammenarbeit mit vielen etablierten Psychoanalytikern, deren "Professionalität" und Vereins-Seligkeit, deren Rituale mir sehr fremd geworden sind.
Wir haben uns von Jutta Prasse mit einem Kongress verabschiedet, den ich mit dem hier abgedruckten Beitrag eröffnet habe.
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Luehmann 2004 Rücksicht auf Darstellbar[...]
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Die wichtigsten Texte Jutta Prasses finden sich hier:
Jutta Prasse
Sprache und Fremdsprache. Psychoanalytische Aufsätze.
(herausgegeben von Claus-Dieter Rath)
Transcript-Verlag, 2004
ISBN 978-3-89942-322-8