Hinrich Lühmann

Orthe doxa

Die mit Freud und Lacan arbeitenden Gesellschaften haben immer wieder erörtert, wie die Übermittlung der Lehre möglich und wie ein Erfolg solcher Übermittlung erkennbar und zu bezeugen sei. 2009 wurde dieses Thema im Psychoanalytischen Colloquium, dem ich damals noch angehörte, diskutiert. Ich beteiligte mich intern mit einem Text unter der Überschrift "Orthe doxa", den ich hier in Auszügen wiedergebe. Er blieb wirkungslos. Vielleicht, weil er dem allgemeinen Wunsch, eine Lehre endlich "begreifen" zu können, entgegenarbeitet, vielleicht, weil die Ironie des Titels nicht bemerkt wurde - Ironie, weil es eben nicht um eine fixierte Orthodoxie, sondern um das rechte Lehren geht. Vielleicht auch, weil die so verstandene Orthe Doxa mit bürokratischen und politischen Vereinsstrukturen kaum kompatibel ist. Dass mein Ansatz nicht vermittelbar gewesen ist, war letztlich der Grund, dass ich meine Mitarbeit in den von mir mitbegründeten psychoanalytischen Vereinigungen beendet habe.

"Es gibt kein arkanes Wissen, nirgends, wohl aber reiche Begriffe, die so stark sind, dass sie Generation um Generation zu Ausarbeitungen nötigen."

Lacan: "Jede Rückkehr zu Freud, die einer Lehre, dieses Namens würdig, Stoff gibt, wird sich nicht anders als auf dem Wege produzieren, auf dem die verborgenste Wahrheit in den Revolutionen der Kultur sich manifestiert. Dieser Weg ist die einzige Bildung, die wir denen, die uns folgen, zu übermitteln streben können. Ihr Name: Stil."

 

Orthe doxa - Übermittlung der Lehre
Orthe doxa 2009.pdf
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